
Ich war gestern unterwegs mit dem Auto und sah mitten auf der Strasse eine Katze liegen. Sie lag direkt auf dem Mittelstreifen und bewegte nur noch den Schwanz. Jetzt war sofortiges Handeln notwendig. Es ging um Leben und Tod.
Ich bin sofort an den Strasserand gefahren, habe den Verkehr angehalten, sie aufgenommen und behutsam in meine Transportbox gelegt. Sie hat gelebt konnte aber nicht aufstehen und nur den Schwanz bewegen. Sie stand unter Schock. Ich habe sie direkt zum nächstgelegenen Tierarzt gefahren. Sie wurde untersucht und hatte grosse Schmerzen. Sie wurde einerseits direkt am Kopf und auf der rechten Körperseite getroffen. Am Kopf hatte sie Wunden und eine aufgeplatzte Lippe. Die Pupillen waren ungleich gross und am rechten Auge hatte sie Verletzungen. Sie sah sonst eher unversehrt aus. Leider sagt dies nichts über den tatsächlichen Zustand aus, denn die inneren Verletzungen sind nicht direkt sichtbar und abzuschätzen. Gemäss Arzt hatte sie definitiv ein Schädel-Hirntrauma. Sie konnte sich nicht richtig aufrecht halten beim Hochsetzen und wackelte mit dem ganzen Kopf und Körper. Nach eingehender Untersuchungen der Ärzte konnten glücklicherweise Brüche ausgeschlossen werden und es wurden Röntgenbilder erstellt. Sie bekam Schmerzmittel, denn bei jeder Berührung an den betroffenen Stellen knurrte sie vor Schmerzen. Ein Scan mit dem Chiplesegerät ergab leider keinen Treffer. Wiedermal eine Katze die nicht gechippt ist und der Besitzer nicht informiert werden kann. Es war sehr frustrierend.
Nach Absprache mit den Ärtzen brachte ich sie in das näher gelegene Tiermedizinische Zentrum. Diese waren besser für Intensivpatienten und Überwachungen eingerichtet. Auf dem Weg dorthin hatte sich ihr ganzer Darm und Kot entleert vom ganzen Stress und Adrenalin. Sie tat mir unendlich leid. Doch zumindest die Schmerzmittel schienen ihre Wirkung zu beginnen. Im Tiermedizinischen Zentrum wurde sie dann nochmals komplett untersucht und die Röntgenbilder intensiv geprüft. Sie wurde übers Wochenende für die Intensivbetreuung dort behalten. Zum aktuellen Zeitpunkt weiss ich leider noch nicht was die Röntgenbildern ergaben und wie es weitergeht. Ich musste für die Folgebetreuungen gehen und durfte nicht dabei sein. Die Ärzte konnten so die intensive Betreuung besser fortführen.
Ich ging danach zur Unfallstelle zurück und klingelte bei den umliegenden Wohnhäusern, um nachzufragen ob jemand diese Katze kennt. Leider ohne Erfolg. Wäre sie gechippt gewesen, hätte ich die Besitzer sofort informieren können. Es war wirklich sehr zermürbend zu wissen, dass sie leidet und die Besitzer nichts davon wissen. Wird der Besitzer nicht gefunden, wird sie in ein Tierheim oder eine Pflegestation gebracht. Dort bleibt sie für mind. 2 Monate während in dieser Zeit mit allen Mitteln die Besitzer gesucht werden. Werden diese nicht gefunden, kann sie nach dieser Zeit in ein neues Zuhause vermittelt werden.
Es macht mich unendlich wütend, dass es Menschen gibt die eine Katze oder auch ein anderes Lebewesen anfahren und dann einfach weiterfahren. Dass es Menschen gibt die sehen, dass da ein verletztes Tier liegt und einfach weiterfahren. Dieser Zusammenprall mit dem Auto kann man wirklich nicht überhören. Es ist ein Armutszeugnis, was hier geschehen ist und es ist leider bei weitem kein Einzelfall.
Sind wir in dieser Gesellschaft so abgestumpft, dass es keine Rolle spielt ob ein Tier verletzt ist? Übernehmen wir keine Verantwortung mehr zu handeln wenn Not herrscht? Eine Ausrede oder Schönredung dafür gibt es wahrlich keine, den wenigstens einen Anruf bei der Polizei wäre angebracht um dies zu melden und sich der Verantwortung zu stellen.
Ich verstehe, dass nicht jeder die Ausrüstung und die Erfahrung hat sie direkt hochzuheben, sicher in einer Box zu transportieren, sie mitzunehmen wie ich sie habe. Dennoch kann jeder anhalten, die Katze von der Strasse nehmen und sie in die Sicherheit des Strassenrandes bringen und dann den Tiernotarzt oder die Polizei verständigen. Bei ihr bleiben, damit sie nicht alleine ist, bis Hilfe kommt. Es ist kein schöner Anblick und es tut unendlich weh, so etwas mitzuerleben. Aber wo bleibt die Verantwortung für Andere und das Bewusstsein zu helfen? Wo bleibt der Stellenwert von Tieren in unserem Leben? Bei all dem unfassbaren Leid und der Ignoranz die ich sehe und erlebe, gibt es mir bei jedem Menschen der nicht wegschaut und hilft, sich beim Tierschutz meldet oder einfach nur die Augen offen hält und handelt, ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen helfen. Das gibt mir Hoffnung.
Diese Katze wird überleben, weil ich schnell gehandelt habe. Die Besitzer dieser Katze werden ihr Büsi hoffentlich bald in die Arme schliessen können.
Mein dringlicher Appell:
- Lass deine Katzen chippen! Auch reine Wohnungskatzen.
- Schau nicht weg, wenn du solche Situationen begegnet. Übernimm Verantwortung auch wenn es schwer ist.
- Passiert dir der Unfall, halte an, übernimm Verantwortung.
Gefährliche Situationen: Wenn du eine solche Situtation antriffst oder sie verursachst, bevor du hilfst, schütze immer zuerst dich selbst! Keinem Tier ist geholfen, wenn du dich in Gefahr begibst und selbst verletzt wirst. Es gilt dasselbe wie im Flugzeug: die Atemmaske immer zuerst dir überziehen bevor du anderen helfen kannst.
Überblicke die Situation, beachte zuerst den Verkehr, mache dich mit Leuchtwesten sichtbar, halte an einem sicheren Ort wo du keine anderen Teilnehmer gefährdest oder sie dich gefährden - und dann helfe.